Was ist Baubiologie? Gesundes Wohnen und nachhaltiges Bauen

Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Mensch und gebauter Umwelt. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt und hat das Ziel, gesunde, nachhaltige und ästhetische Lebensräume zu schaffen. In einer Zeit, in der wir rund 90 % unserer Lebenszeit in Innenräumen verbringen, gewinnt die Baubiologie zunehmend an Bedeutung. Was genau sie umfasst, warum sie so wichtig ist und wie sie konkret umgesetzt werden kann, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist Baubiologie?
Die Baubiologie verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie Bauwesen, Architektur, Medizin und Umweltwissenschaften. Sie legt den Fokus auf die gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Aspekte des Bauens und Wohnens. Zentral sind hierbei die Fragen: Wie beeinflussen Baumaterialien, Bauweisen und Raumklima die Gesundheit der Bewohner? Und wie können wir Gebäude errichten, die sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt nachhaltig sind?
Der ganzheitliche Ansatz der Baubiologie umfasst dabei folgende Prinzipien:
- Verwendung natürlicher, schadstofffreier und möglichst lokaler Baustoffe
- Förderung eines gesunden Raumklimas
- Minimierung elektromagnetischer Strahlung (Elektrosmog)
- Optimierung der Energieeffizienz und Ressourcenschonung
- Integration von Natur und Architektur.
Wohngesundheit: Der Kern der Baubiologie
Ein zentraler Aspekt der Baubiologie ist die Wohngesundheit. Diese beschäftigt sich mit der Frage, wie sich unsere gebaute Umgebung auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt. Schadstoffe in Baumaterialien, Möbeln oder Haushaltsgegenständen können über die Raumluft in unseren Körper gelangen und Krankheiten wie Allergien, Kopfschmerzen oder Atemwegserkrankungen auslösen. Die Baubiologie rät daher zur Verwendung natürlicher Materialien wie Lehm, Holz, Kalk und schadstofffreier Farben, um die Innenraumluftqualität zu verbessern.
Das Baubiologische Vorsorgeprinzip
Ein zentraler Gedanke der Baubiologie ist das Vorsorgeprinzip: Es wird davon ausgegangen, dass viele potenzielle Risiken, die mit Schadstoffen, Elektrosmog oder ungünstigen Bauweisen einhergehen, noch nicht ausreichend erforscht sind. Das Vorsorgeprinzip besagt, dass wir Maßnahmen ergreifen sollten, bevor es zu Problemen kommt – selbst wenn wissenschaftliche Beweise für die schädlichen Auswirkungen bestimmter Faktoren noch nicht vollständig vorliegen. Das spart später teure Sanierungen und potentielle Gesundheitskosten.
Praktische Umsetzung des Vorsorgeprinzips:
- Schadstoffarme Materialien verwenden: Schon kleinste Mengen von Schadstoffen in der Raumluft können sich über die Zeit summieren. Daher sollten möglichst nur natürliche oder geprüft schadstoffarme Materialien eingesetzt werden.
- Elektrosmog reduzieren: Elektromagnetische Felder sollten durch Abschirmmaßnahmen minimiert werden – auch wenn deren langfristige gesundheitliche Auswirkungen noch diskutiert werden.
- Natürliches Raumklima schaffen: Angenehme Temperaturen und eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit helfen neben einer guten Akustik, angenehmen Geruch und gesunde, Licht ein Wohlfühlklima zu schaffen.
Das Vorsorgeprinzip verdeutlicht die Verantwortung, nicht erst auf gesundheitliche Probleme oder Umweltschäden zu reagieren, sondern diese von vornherein zu vermeiden.
Die 25 Leitlinien der Baubiologie
Die 25 Leitlinien der Baubiologie (https://baubiologie.de/downloads/IBN-25Leitlinien-Handout.pdf), formuliert vom Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit (IBN), dienen als Leitfaden für gesundes und nachhaltiges Bauen. Sie stellen sicher, dass sowohl die Gesundheit der Bewohner als auch die Umwelt geschützt werden. Hier die wichtigsten Leitlinien dargestellt:
- Standortwahl: Frei von Schadstoffen und mit guter Luftqualität, ohne Belastungen durch Verkehr, Industrie oder Elektrosmog.
- Natürliche Materialien: Einsatz von schadstofffreien und möglichst regionalen Baustoffen wie Holz, Lehm oder Kalk.
- Diffusionsoffene Bauweise: Ermöglicht Feuchtigkeitsaustausch und verhindert Schimmelbildung.
- Luftqualität: Schadstoffarme Materialien, regelmäßiges Lüften und ein ausgewogenes Raumklima fördern die Gesundheit.
- Reduktion von Elektrosmog: Durch abgeschirmte Kabel, Verzicht auf WLAN und durchdachte Elektroinstallationen.
- Energieeffizienz: Einsatz erneuerbarer Energien und optimierte Wärmedämmung für ein energieeffizientes Zuhause.
- Integration der Natur: Gebäude harmonisch in die Umgebung einfügen und Grünflächen erhalten.
- Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit: Hochwertige, langlebige Materialien vermeiden häufige Sanierungen und Reparaturen.
Diese Leitlinien zeigen, dass ein ganzheitlicher Ansatz notwendig ist, um die Balance zwischen Gesundheit, Umwelt und Technik zu wahren.
Natürliches Wohnen: Zurück zur Natur
Ein weiteres Leitprinzip der Baubiologie ist es, den Wohnraum so natürlich wie möglich zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um die Verwendung natürlicher Materialien, sondern auch um die Gestaltung von Räumen, die uns intuitiv an die Natur erinnern und unser Wohlbefinden fördern.
Wie Wohnraum natürlicher gestaltet werden kann:
- Natürliche Materialien bevorzugen: Holz, Lehm und Kalk bieten nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch eine ästhetische Verbindung zur Natur.
- Tageslicht nutzen: Große Fensterflächen und eine durchdachte Lichtplanung sorgen für eine natürliche, angenehme Beleuchtung.
- Harmonie der Elemente: Die Wahl der Farben, Texturen und Anordnungen orientiert sich an natürlichen Vorbildern wie dem Wechselspiel von Holz, Stein und Wasser.
Das Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die nicht künstlich wirkt, sondern uns intuitiv mit der Natur verbindet. Ein natürlich gestaltetes Zuhause reduziert Stress, fördert die Kreativität und steigert die Lebensqualität.
Raumklima und Lichtplanung: Wohnen im Gleichgewicht
Das Raumklima ist entscheidend für unser Wohlbefinden. Eine gute Balance von Temperatur, Feuchtigkeit und Luftzirkulation fördert nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Behaglichkeit. Diffusionsoffene Materialien wie Lehm oder Kalk tragen dazu bei, überschüssige Feuchtigkeit aufzunehmen und abzugeben. Gleichzeitig ist die Lichtplanung wichtig, um den natürlichen Biorhythmus zu unterstützen. Große Fenster, die Tageslicht maximieren, und warmweißes Licht für die Abendstunden sind einfache, aber effektive Maßnahmen.
Baubiologie als ganzheitlicher Ansatz für die Zukunft
Die Baubiologie zeigt uns, wie wir Lebensräume schaffen können, die sowohl unsere Gesundheit fördern als auch die Umwelt respektieren. Mit dem Vorsorgeprinzip und der Orientierung an natürlichen Wohnkonzepten bietet sie Lösungen, die uns nicht nur heute, sondern auch langfristig zugutekommen.
Ob bei Neubauten, Sanierungen oder kleineren Verbesserungen im eigenen Zuhause – jeder Schritt hin zu einem gesünderen, nachhaltigeren und natürlicheren Wohnraum ist ein Gewinn. Die Baubiologie ist mehr als nur ein Ansatz, sie ist eine Einladung, bewusster zu leben und die eigene Umgebung positiv zu gestalten.